Betreutes Streunen in Castrop-Rauxel – Leos Geschichte

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Der kleine rote Kater hatte wohl mal eine Familie; er wurde gefüttert, gechipt und kastriert. Was dann schief gelaufen ist, wissen wir nicht.

Irgendwann vor ca. 11 Jahren tauchte er in einem Garten in Castrop-Rauxel auf und wurde freundlich geduldet. Der alte Herr fütterte ihn, es gab viele Verstecke und Mäuschen und zarte Kaninchen gab es reichlich. Manchmal besuchte er die Nachbargärten und traf auch dort nette Menschen, die ihn mit Leckerchen lockten. Aber er blieb lieber auf Distanz, nur ab und zu traute er sich bei einer Nachbarin ins Wohnzimmer.

Im Herbst 2017 änderte sich dann plötzlich sein gewohntes Streunerleben. Der alte Herr war sehr krank, kam ins Krankenhaus und leider nicht mehr wieder. Der kleine Rote, inzwischen selber schon in die Jahre gekommen, vermisste ihn und die gute Futterquelle. Liebe Nachbarn fütterten ihn, aber sein Zustand wurde immer schlechter. Völlig abgemagert und verfilzt bettelte er überall um Futter und wurde doch nie satt.

Zum Glück stellte eine Nachbarin den Kontakt zu KIS Ruhr e.V. her und mit vereinten Kräften gelang es, ihn mit viel leckerem Thunfisch einzufangen.

Knapp eine Woche blieb er in der Tierarztpraxis und Hoffen und Bangen wechselten sich ab. Würmer, Giardien und eine Schilddrüsenüberfunktion setzten ihm so zu, dass eine Tierärztin sogar das Einschläfern empfahl. Insbesondere da nicht klar war, ob die FiV, die im Blutbild leider positiv getestet wurde, bereits ausgebrochen war.

Das Einschläfern war für uns aber undenkbar- er sollte eine Chance bekommen! Inzwischen hatte eine Nachbarin zugesagt, ihn zu pflegen, und so wurde er nach Hause geholt – vielleicht auch nur, um nicht allein in einem Käfig in der Klinik zu sterben.

Und der kleine Rote kämpfte! Er bekam ein gemütliches Katzenzimmer, viel Liebe, Futter und Medikamente. Sehr schnell wurde er zutraulich, als wenn er gespürt hätte, dass das seine Chance aufs Überleben war. Sein Name war jetzt LEO – ein kleiner roter kämpferischer Löwe.

Als es draußen wärmer wurde, konnte Leo von „seinem Balkon“, der extra für ihn abgesichert wurde, auch sein gewohntes Revier beobachten.

Mitte April war er dann kräftig genug und das Fell war soweit nachgewachsen, um einen Freigang in „seinem Garten“ zu wagen. Und siehe da, alles war wie immer: Er spazierte munter durch sein Revier und verschwand dann durch die Hecke. Natürlich haben wir uns alle Gedanken darüber gemacht, ob es verantwortet werden kann, einen FiV-positiven Kater wieder nach draußen zu lassen. Da Leo jedoch zeigte, dass die reine Wohnungshaltung ihn nicht ganz glücklich macht und da es in dem Wohngebiet eine seit Jahren stabile Katzenpopulation ohne Kämpfe untereinander gibt, haben wir uns dafür entschieden.

Inzwischen hatten seine „Pflegemenschen“ ihm auch ein gemütliches, wetterfestes Häuschen gebastelt, auf der Grenze zum Nachbargrundstück, es mit Stroh ausgepolstert und mit einer „Serviceklappe“ zum Füttern. Noch am selben Tag zog Leo ein und seitdem nicht wieder aus. Er und seine Pflegemenschen verstehen sich gut, es gibt regelmäßig Futter, Medikamente und Streicheleinheiten, aber er ist immer noch ein Streuner – eben „Betreutes Streunen“.

Leo und seine neuen Menschen werden vom Verein weiterhin begleitet und die Kosten für die medikamentöse und tierärztliche Versorgung trägt KIS Ruhr e.V.