K – Kaninchenhaltung – artgerecht

Kaninchen werden gern als pflegeleichte und anspruchslose Tiere dargestellt, die als „Spielgefährten“ für Kinder geeignet seien. Für die Langohren eine folgenschwere Fehleinschätzung!

Denn auch wenn Kaninchen auf Ostergrußkarten, in Kinder- und Kaninchenbüchern in der Regel niedlich und knuddelig gezeigt werden, eignen sich die Tiere keinesfalls als Schmusetiere. Ganz im Gegenteil: Als Fluchttiere sind Kaninchen zum Kuscheln ungeeignet. Sie sind ausgesprochen sensibel und auch krankheitsanfällig. Eine artgerechte Haltung von Kaninchen ist aufwendig und kompliziert.

Wer ein Kaninchen aufnehmen möchte, sollte keinesfalls spontan handeln, sondern sich zunächst umfassend informieren. Wer bereits Kaninchen hält, sollte überlegen, wie sich die Haltungsbedingungen weiter verbessern und an den Bedürfnissen der Tiere ausrichten lassen.

Wichtig: Kaufen Sie niemals Kaninchen im Zooladen! Wer sich nach reichlicher Überlegung entschließt, Kaninchen aufzunehmen, sollte ein Tierheim besuchen.

Für eine kaninchengerechte Haltung sind folgende Punkte unbedingt zu beachten:

  • Die sozialen Gruppentiere sollten keinesfalls alleine gehalten werden. Sie brauchen einen arteigenen Partner. Um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, sollten zumindest die männlichen Tiere kastriert werden.
  • Kaninchen brauchen viel Platz und regelmäßig Auslauf. Bestenfalls sollte ein sicheres Gehege im Garten gestaltet werden. Andernfalls muss in der Wohnung ausreichend Platz bereitgestellt werden. Ein handelsüblicher Käfig kann nie der Lebensraum für Kaninchen sein!
  • In der Innenhaltung muss die Wohnung für den täglichen Auslauf tiersicher gemacht werden. Schäden an Teppichen, Möbeln und dem gesamten Inventar sind kaum zu verhindern. Kot und Urin werden zur Reviermarkierung genutzt.
  • Die Reinigung des Geheges ist ein immenser Zeitaufwand, der über Jahre hinweg ständig und am besten täglich notwendig ist.
  • In guter Haltung können Kaninchen zehn Jahre oder älter werden – vor Aufnahme eines Tieres muss sichergestellt sein, dass die Haltung der Tiere über diesen langen Zeitraum möglich ist.
  • Kaninchen sind keine Kuscheltiere. Die Fluchttiere sollten nicht auf den Arm genommen werden.
  • Kaninchen sind dämmerungsaktiv und verursachen in Gefangenschaft Nage-, Kratz- und Klopfgeräusche – vor allem nachts und am frühen Morgen. Dieses Verhalten muss auch in der Wohnungshaltung toleriert werden.
  • Die herkömmliche Kaninchennahrung entspricht in der Regel nicht den Bedürfnissen der Tiere. Die Beschaffung artgerechter und abwechslungsreicher Nahrung ist zeitaufwendig.
  • Kaninchen sind krankheitsanfällig. Da sie aber Krankheitssymptome erst spät zeigen, muss das Verhalten der Tiere permanent genau beobachtet werden.

Im Folgenden haben wir für Sie Empfehlungen zu den einzelnen Fragestellungen der Kaninchenhaltung zusammengefasst. Verantwortungsvolle Kaninchenhalter sollten sich jedoch weit ausführlicher mit den einzelnen Themen auseinandersetzen. Detaillierte Informationen und Tipps finden Sie beispielsweise auf Sweetrabbits.de oder Diebrain.de.

Gruppenhaltung

Kaninchen dürfen keinesfalls alleine gehalten werden. Die sozialen Tiere sind auf artgleiche Partner angewiesen, um ihr Bedürfnis nach Sozialverhalten und Kommunikation befriedigen zu können. Weder zeitintensive Pflege noch die Gesellschaft eines Meerschweinchens können einen Kaninchenpartner ersetzen.

Hinsichtlich der Zusammensetzung und Größe der Gruppe sollten Sie sich unbedingt vor der Aufnahme informieren. Um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, sollten die Rammler kastriert sein. Wenn Sie ein männliches Kaninchen aus dem Tierheim aufnehmen, ist dieses in der Regel bereits kastriert. Sie können zudem die Möglichkeit bekommen, die Verträglichkeit mit bereits vorhandenen Tieren zu testen. In einer gut funktionierenden Gruppe leben Kaninchen ein beachtliches Repertoire an Sozialverhalten aus. Wer dies zu Hause beobachten kann, wird schnell verstehen, warum Einzelhaltung für die Langohren wirklich eine Qual bedeutet.

Raumbedarf

Ein handelsüblicher Käfig kann kein Lebensraum für Kaninchen sein! Die Tiere brauchen viel Platz und Auslauf. Daher muss in der Wohnung ausreichend Raum bereitgestellt werden oder bestenfalls ein sicheres Gehege im Garten gestaltet werden, das dem Raumbedarf der bewegungsfreudigen Tiere Genüge tut. Kaninchen müssen rennen, Haken schlagen und buddeln können. Ein Gehege für zwei Kaninchen muss mindestens 4qm Grundfläche aufweisen; für jedes weiteres Tier müssen weitere 2qm bereitgestellt werden. Diese Mindestangaben gelten nur, wenn täglich ausgedehnter Freilauf möglich ist.

Wohnungsgestaltung bei Wohnungshaltung

Eine tiergerechte Haltung in der Wohnung setzt ein geräumiges und interessant gestaltetes Gehege voraus. Für den täglichen zusätzlichen Auslauf sollte die Wohnung kaninchensicher aufbereitet werden. Stromkabel müssen unbedingt außer Reichweite sein, um ein Anknabbern zu verhindern. Auch Tapeten, Teppiche und alle gummiartigen Gegenstände verlocken genauso zum Knabbern wie Sträucher und Büsche im Garten. An bestimmen Zimmerpflanzen oder Plastik-Gegenständen können Kaninchen sich vergiften.

In dem Gehege müssen verschiedene Ebenen sowie Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten vorhanden sein.

Da Kaninchen sehr reinlich sind, kann als Toilette ein offenes Katzenklo verwendet werden, das mit kaninchenverträglicher Streu gefüllt und täglich gereinigt werden muss. In keinem Fall darf Katzenstreu verwendet werden!

Um dem Buddeln der Tiere Rechnung zu tragen, ist eine mit Sand gefüllte Buddelkiste zu empfehlen. Jedoch muss auch diese häufig gereinigt werden.

Kaninchengerechtes Gehege in Außenhaltung

Ein großes, sicheres und witterungsgeschützes Gehege im eigenen Garten ist für eine Kaninchengruppe die bevorzugte Haltungsmöglichkeit. Wer Kaninchen wohlwollend behandelt und ihnen im Außengehege einen ausreichend großen Freiraum, artgerechte Lebens- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie eine attraktive „Höhle“ bietet, kann sich an ausgeglichenen, gesunden und zufriedenen Tieren erfreuen.

Der Witterungsschutz muss beachtet werden. Wildkaninchen graben eine schützende Höhle unter der Erde – diesem Grundbedürfnis nach Schutz vor Feind und Wetter sollten verantwortungsvolle Halter gerecht werden und eine frei zugängliche, akzeptable, geräumige „Höhle“ als Ruheort, Nacht- und Winterquartier zur Verfügung stellen, die im Sommer kälter und im Winter wärmer als die Außentemperatur ist.

Als „Höhle“ kann ein Steinhäuschen, eine Scheune, ein mit Steinplatten ausgelegtes Gartenhäuschen oder ein Kellergeschosszimmer des Wohnhauses dienen. Ist die angebotene Höhle für die Kaninchen nicht geeignet, werden die Tiere (versuchen) sich eine eigene Höhle graben und sich dabei möglicherweise auch unter dem Zaun hindurch buddeln!

Selbstverständlich muss die Anlage Schutz vor potenziellen Eindringlingen bieten, wie Fuchs, Marder, Greifvogel und Co. Das Außengehege muss von allen Seiten – also auch von oben und unten – gesichert sein.

Ernährung

Kaninchen sind keine Nagetiere. Ihr Verdauungssystem ist auf rohfaserreiche Gräser und andere Pflanzenteile spezialisiert. Daher sollte hochwertiges Heu immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, das den Großteil der Nahrung eines Kaninchens ausmacht. Im Sommer kann frisches Gras in Maßen gegeben werden. Frisches Gemüse und Obst sind täglicher Bestandteil der Nahrung, wobei immer mehr Gemüse als Obst gegeben werden sollte.

Da Kaninchen immer Nahrung zu sich nehmen müssen, sollte die gesicherte Heuraufe stets gefüllt sein. Selbstverständlich muss auch frisches Wasser immer verfügbar sein. Wir empfehlen einen festen und schweren Wassernapf, der täglich zu reinigen ist.

Die handelsüblichen Futtermischungen und Leckerlis enthalten gepresstes Getreide und oftmals Zucker. Sie sind daher in der Regel nicht auf Kaninchen abgestimmt – auch Tierärzte raten davon ab.

Informieren Sie sich unbedingt in einschlägiger Literatur oder auf seriösen Kaninchenseiten über geeignete und ungeeignete Nahrung.

Das Essen des Blinddarmkots, den Kaninchen direkt vom After aufnehmen, ist für die Tiere notwendig, um bestimmte Vitamine zu erhalten. Kaninchen sollten dabei nicht gestört werden, damit ihre Verdauung nicht außer Kontrolle gerät.

Vorsicht:
Welke Nahrungsreste sind sofort zu entfernen, um der sogenannten Trommelsucht, einer gefährlichen Aufgasung des Darmes der Kaninchen, vorzubeugen.

Krankheiten

Kaninchen sind für verschiedene Krankheiten, Verdauungsstörungen und Zahnprobleme anfällig. Leider sind nur wenige Tierärzte auf die gesundheitlichen Probleme und die Behandlung von Kaninchen spezialisiert. Wer Kaninchen hält, sollte unbedingt einen Veterinär finden, der sich mit Kaninchen auskennt.

Da kranke Kaninchen erst spät Symptome zeigen, gilt für die Halter: Wenn Sie feststellen, dass es Ihrem Kaninchen nicht gut geht, zögern Sie nicht! Am besten stellen Sie Ihr Tier sofort dem Tierarzt vor.

Ein häufiges Problem sind Zahnerkrankungen. Viele Kaninchen haben aufgrund von falscher Ernährung, Zucht und genetischen Ursachen Zahnprobleme wie Schiefstellungen, die zu ernsthaften Verdauungsstörungen und Folgeerkrankungen des empfindlichen Verdauungstraktes führen können. Immer wieder sterben Kaninchen qualvoll und unbemerkt, weil sie nicht unverzüglich behandelt wurden.

Kaninchen sollten regelmäßig zu tierärztlichen Routineuntersuchungen. Auch der Impfschutz muss gegeben sein: Gegen die ansteckenden Kaninchenseuchen RHD und Myxomatose empfehlen sich fristgerechte Impfungen.

Tagesablauf

Kaninchen sind dämmerungsaktiv. Der Bewegungsdrang der Tiere ist morgens und abends am stärksten, die übrige Zeit des Tages verbringen Kaninchen dagegen gern in Ruhe. Dem natürlichen Tagesablauf muss der verantwortungsvolle Halter Rechnung tragen und das Ruhebedürfnis unbedingt akzeptieren. In den späten Abendstunden hingegen sollten die Tiere die Gelegenheit zum Auslauf haben. Auch die frühmorgendlichen und nächtlichen Nage-, Kratz- und Klopfgeräusche müssen toleriert werden.

Jahreszeiten

Kaninchen können keine extreme Hitze vertragen und müssen ebenso vor Kälte geschützt werden.

Hochsommerliche Temperaturen enden für viele Kaninchen mit einem tödlichen Hitzschlag, wenn sich die eingesperrten Tiere nicht in einen kühlen Raum zurückziehen können.

Die Wohnung sollte tagsüber abgedunkelt werden, in ein Handtuch gewickelte Eiswürfel oder Kühlakkus können für eine zusätzliche Kühlung sorgen. Zugluft kann für Kaninchen gefährlich werden. Daher sind ein Ventilator oder permanent weit geöffnete Fenster zur Abkühlung nicht geeignet. Kaninchen können sich im Luftzug schnell erkälten oder schmerzhafte Bindehautentzündungen der Augen davontragen.

Im Außengehege ist ein gut belüfteter Unterschlupf im Schatten unerlässlich, keinesfalls dürfen die Tiere in Käfigen oder Buchten in der Sonne stehen.

Im Sommer müssen die Tiere vor allem in Außenhaltung außerdem regelmäßig auf Madenbefall kontrolliert werden.

Kaninchen müssen aber auch vor zu niedrigen Temperaturen geschützt werden. In Außenhaltung muss eine Schutzhütte zur Verfügung stehen. In der Wohnungshaltung darf die Luft trotz der Heizung nicht zu trocken werden.

Auf was Sie noch achten müssen

Kaninchen werden instinktiv nervös, wenn sie vom Boden hochgehoben werden. Wegen der feinen Struktur ihrer Wirbelsäule und der Kraft ihrer Beinmuskeln können sich strampelnde Kaninchen das Rückgrat brechen. Heben Sie ein Kaninchen niemals an den Ohren oder mit nur einer Hand unter dem Bauch hoch. Kaninchen mögen nicht herumgetragen werden. Sollten Sie ein Kaninchen dennoch hochheben müssen, sorgen Sie dafür, dass Sie seine Hinterbeine und seinen Rumpf jederzeit abstützen und mit Ihrer anderen Hand seinen Brustkorb stützen.

Kaninchen und Kinder

Kaninchen sind keine geeigneten Kuscheltiere für Kinder. Möchten Sie Ihren Kindern dennoch die Pflege einer Kaninchengruppe unter Aufsicht ermöglichen, finden Sie hier wichtige Informationen dazu.

Die Versorgung von lebenden und fühlenden Mitlebewesen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der Kinder nie alleine gewachsen sind. Die Erwachsenen stehen in der Pflicht und müssen für frische Nahrung und sauberes Wasser sowie die Reinigung und die Gestaltung des Geheges für einen langen Zeitraum garantieren – ebenso wie die tierärztliche Betreuung und auch die Beschäftigung mit den Kaninchen. Selbstverständlich muss für eine fachkundige Versorgung auch während der Ferien gesorgt sein.

Adoption – eine verantwortungsvolle und langfristige Aufgabe!

Falls Sie sich – nach gründlicher Lektüre und sorgfältiger Überlegung – entschlossen haben, einer kleinen Gruppe von Kaninchen ein Zuhause in einem bestenfalls naturbelassenen Außengehege zu bieten, haben Sie in den Tierheimen oder bei Kaninchenschutzinitiativen eine große Auswahl an tollen Kaninchen. Sie haben die Möglichkeit, den empfindsamen Tieren eine Obhut zu geben, in der es ihnen besser geht als beim vorherigen Halter im Käfig.

Eine weiterer interessanter Link: http://www.freilaufkaninchen.de